Friedrich Schiller: Maria Stuart

Team:

Regie: Carola Söllner, Bühne: Thomas Lorenz-Herting, Kostüme: Gabriele Kortmann, Musik/Soundscapes: Bernd Medek, Maske: Emily Beilharz, Kostümassistenz: Andrea Krüger, Regieassistenz: Rosanna Monga

Ensemble:

Wiebke Acton (Maria Stuart), Saskia von Winterfeld (Elisabeth), Anselm Lipgens (Graf Leicester), Benjamin Krüger (Mortimer)

Premiere: 05. 08. 2021, Globe Berlin

Fotos: Thorsten Wulff

Die schottische Königin Maria Stuart ist seit 19 Jahren in England gefangen. Noch im Kerker ist sie eine ständige Bedrohung für die englische Königin Elisabeth; das britische Volk fordert Marias Kopf, um nach Jahrzehnten von religiösen und politischen Spannungen endlich Ruhe zu haben. Elisabeth ist zerrissen – eine Königin hinrichten zu lassen wirkt wie ein Menetekel für sie selbst, kann doch der Wind der Volksgunst jederzeit drehen.

Religiöser Wahn und politisches Kalkül liegen in „Maria Stuart“ nicht nur nah beieinander, sondern sind auch mit erotischem und persönlichem Konflikt untrennbar verbunden. Der Kampf zwischen Politik und Moral spitzt sich in einem persönlichen Konflikt der zwei Königinnen zu. Keine ihrer Handlungen darf nur persönlich sein, kein Schritt, kein Brief, keine Bewegung bleibt ungesehen. Das Private ist politisch.

Hohe Emotionalität und tiefe Einsamkeit sind die Triebfedern der Figuren in dieser konzentrierten Fassung von Schillers Königinnendrama. Was für Menschen wollen wir sein? Wieviel wirklichen „Gestaltungsspielraum“ haben wir, und wo werden wir vom Außen zu dem gemacht, was wir sind?

Pressestimmen:

„Mit Schillers „Maria Stuart“ in einer auf vier Figuren konzentrierten Fassung kann das Globe Berlin überzeugen. (…)
Im Globe Berlin (…) feierte nun eine auf vier Figuren konzentrierte Fassung in der Regie von Carola Söllner Premiere, die nach einem zögerlichen Beginn eine gewaltige Sogwirkung entfaltete. (…) Getragen wird die Inszenierung vom famosen vierköpfigen Ensemble, das eine dichte Atmosphäre schafft. Beredt sind auch die monochromen Kostüme mit stylischen Anleihen aus der Tudor-Zeit. Je unbequemer die Klamotte, desto mächtiger der Träger. Wobei Elisabeth die höchsten Schuhe anhat, aber als Zeichen ihrer Emanzipation eben auch eine Hose. Die grandiose Saskia von Winterfeld spielt Elisabeth mit umwerfender Lässigkeit und ironischer Klugheit, zeigt sie aber auch als einsame Königin. Ein Gefühl, das auch Maria nur zu gut kennt. Fabelhaft zwischen Leidenschaft, äußerer Gelassenheit und innerer Verzweiflung getroffen von Wiebke Acton.“ (Ulrike Borowczyk: Zwei Königinnen und ihre Einsamkeit, Berliner Morgenpost am 7.8.2021)

„(…) Generell überzeugt die räumliche Anordnung. Denn Hinrichtungsplätze im Mittelalter waren nach mehreren, wenn nicht sogar allen Seiten offen. Das Volk strömte herbei, nahm oft genug Wegzehrung mit. (…) Im Verlaufe des Stücks (…) verwandelten sich Richtplatz und Zelle ins Zentrum der englischen Königsmacht – Thron und Thronsaal von Elisabeth I. Das Publikum, das rings um den Thron versammelt war, konnte sich selbst als die Edlen des Hofes, Lords, Ladys und Earls, imaginieren. Es war so nah dran an den Intrigen und Ränkespielen der Blaublüter wie sonst nur bei Royal TV.
Zweiter Spielort war eine Kreisbahn, die von außen das Publikumsrund begrenzte. Dort platzierte Regisseurin Carola Söllner vor allem die Flucht- und Außenszenen. Der Himmel über Berlin sowie die Dächer der umliegenden Häuser wurden so zur Kulisse des Stücks – durchaus ein visuelles Erlebnis. (…) Regisseurin Söllner setzt sich auf diese heutigen Diskurse dankenswerterweise nicht drauf. Sie tippt sie an, lässt sie in den Raum fließen, bleibt ansonsten aber nah dran an Schillers Historiengemälde. Das reduziert sie klug. Die Kostüme (Gabriele Kortmann) oszillieren gut zwischen naturalistisch und abstrakt. Und die hereinbrechende Nacht sorgt für einen ganz eigenen Zauber.“ (Tom Mustroph: Missglückte Work-Life-Balance einer Königin, taz Berlin am 11.8.2021)